Villa Kunterbunt - Foto Johannes Reintjes

Kirche Kunterbunt – Mehrgenerationenkirche

Rückblick zum Internationalen Altkatholischen Forum 2024 in Sarnen

Vom 14. bis 18. August 2024 trafen sich 23 Teilnehmende aus fünf Ländern zum Altkatholischen Forum in Sarnen, um das Thema «Wie können wir alle Generationen in den Gemeinden integrieren, damit sich alle wohlfühlen kön- nen und daheim sind?» zu behandeln.

In den grosszügigen Räumen des Benediktinerkollegiums Sarnen konnten wir uns gut austauschen und durften eine liebevolle und offene Atmosphäre erleben. Seit dem frühen 19. Jahrhundert leben die Patres hier; hergezogen waren sie aus dem damals aufgelösten Kloster Muri, gerufen, um in Sarnen die Knabenschule zu führen. Das grosse Anwesen mit schönem Garten liegt direkt neben der 1966 gebauten eindrücklichen Kirche, welche von einem Zürcher Architekt entworfen wurde und dem heiligen Martin geweiht ist.

Spirituelles und gemeinschaftliches Leben

Am Donnerstag stand für die Teilnehmenden eine Rundfahrt auf dem Sarnersee sowie ein Rundgang durch das Dorf auf dem Programm, und am Freitag besuchten wir den nahe gelegenen Wallfahrtort Flüeli-Ranft von Bruder Klaus. Während des Forums fand jeden Morgen und Abend eine durch die Teilnehmenden selbst gestaltete Andacht statt. Auf diese Art suchten die Teilnehmenden neue spirituelle Erfahrungen. Ein wichtiger Grund für die Teilnahme am Forum ist auch das Erleben von Gemeinschaft, denn leider gibt es Menschen, die sich in ihren Kirchgemeinden verloren fühlen oder die dieses Erlebnis vermissen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die offene Auseinandersetzung mit Themen, über die sonst nicht immer leicht gesprochen werden kann.

Andacht in der Kapelle (Foto Margit Still)
Andacht in der Kapelle (Foto Margit Still)

Abschlussgottesdienst in der Kirchgemeinde Luzern

Auch in diesem Jahr stand am 15. August anlässlich des Fests Mariä Entschlafen die Gottesmutter im Zentrum. Die Teilnehmenden merkten auch, dass Ma-ia bei vielen Christ- und Altkatholiken eher im Hintergrund steht. Den Organisator:innen ist es wichtig, dass das Forum jeweils mit einer alt- oder christkatholischen Kirchgemeinde vor Ort in Kontakt kommt und sich auszutauschen kann. Deshalb feierten wir den Abschlussgottesdienst in Luzern. Pfr. Adrian Suter stellte im schön gestalteten Gottesdienst Maria ins Zentrum seiner Predigt, zum Beispiel als Vorbild in der Nachfolge Christi oder als aktive, willensstarke Frau, die in der Bibel im gleichen Atemzug mit den Jüngern genannt wird. Beim anschliessenden Imbiss blieb Zeit, sich mit der Gemeinde und untereinander auszutauschen, bevor die Rückreise in die verschiedenen Länder bevorstand.

Mehrgenerationenkirche

Äussert hilfreich war das Referat von Hannah Audebert aus dem Fricktaler Gemeindeverband. Sie zeigte uns Möglichkeiten auf, wie alle Generationen zusammen für die Kirche begeistert werden können. In einer Übung schlossen wir alle die Augen und versuchten, uns zu erinnern, was uns als Fünfjährige aus dem Kirchenleben geblieben ist, was als Zehnjährige, mit zwanzig Jahren, als junge Eltern oder als 90-jährige Person. Mit diesen Gedanken diskutierten wir die Frage nach den Bedürfnissen der verschiedenen Generationen. Ein Input an die geschätzte Leserschaft: Machen Sie sich diese Gedanken auch einmal; es ist spannend, was einem alles in den Sinn kommt.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Kindheit: Wir mussten als Kinder immer in den vordersten drei Bänken sitzen, und hinter uns sassen die Erwachsenen. Für mich bedeutete dies Kontrolle. Solche Erfahrungen sind wichtig und mögen für die Gemeinde hilfreich sein, um etwas zu verändern.

In unseren Gemeinden sind viele Generationen zu berücksichtigen: Kleinkinder, Schulkinder, Firmlinge, Lernende und Studierende, junge Unverheiratete, in Partnerschaft lebende Paare, verheiratete Paare mit Kindern, jüngere Grosseltern, Pensionierte, ältere Menschen und Urgrosseltern. Wenn ich mir nun eine Kirchgemeinde mit hundert aktiven Mitgliedern vor- stelle, würde jede dieser Gruppen etwa eine bis zehn Personen umfassen. Dies muss zu Interessenskonflikten und Spannungen führen, denn die einen Gruppen werden Platz und Mittel beanspruchen, welche dann den anderen Gruppen fehlen. Dann kann es passieren, dass diese nicht mehr am Gemeindeleben teilnehmen. Jede dieser Gruppen hat spezifische, eigene Bedürfnisse und will auf unterschiedliche Art angesprochen und integriert werden. Eine lösungsorientierte Möglichkeit ist, die verschiedenen Gruppen miteinander in Kontakt zu bringen.

Aus dem Referat und den Diskussionen wurde bald klar, dass sehr viel Gutes und aktiv Gelebtes bereits da ist. Besonders hat mir das Bild und die Idee der Kirche Kunterbunt gefallen, wo wir als Gemeinde Ideen finden können, die schon erprobt sind.

Stimmen von Teilnehmenden zum Forum

Alena aus Tschechien: Meine Kirche bei mir zu Hause reicht mir einfach nicht. Das Altkatholische Forum ist für mich bereichernd und erleichternd, die Teilnehmenden sind rücksichtsvoll und offen. Ich mag es sehr, wie mich die Vorträge zu verschiedenen Themen anregen.

Johannes aus Deutschland: Ich besuche das Forum, weil ich hier eine Gemeinschaft erlebe, die weit über die eigene, kleine Kirchgemeinde hinausreicht und die Glaubensgespräche ermöglicht. Ideen zur Entwicklung unserer Gemeinden und der Bistümer werden freundschaftlich ausgetauscht.

Othmar aus der Schweiz: Ich habe neben den Forumseindrücken auch viel über eine Region in der Schweiz erfahren, die ich noch wenig kannte. Dazu habe ich einiges über Kirchengeschichte gelernt. Ich finde es auch grossartig, an neue Orte in anderen Ländern zu reisen, teilweise fernab von den grossen Touristenströmen, und dort religiöse Gemeinschaften zu entdecken.

Christa aus Deutschland: Das Forum ist für mich eine lebendige, spirituelle Auszeit und ein Blick über den Tellerrand (der Gemeinde, des Dekanates, des Bistums) hinaus. Ein Ort, der intensive Begegnungen mit Menschen ermöglicht, ein Austausch- und Bewusstwerdungsort.

Links:

Besuch des Hauses von Bruder Klaus (Foto Margit Still)
Besuch des Hauses von Bruder Klaus (Foto Margit Still)

Othmar Imhof, Kirchgemeinde Zürich