eForum #13: „Priester*weihe – warum?“

Das eForum findet statt am Freitag, 09.07.2021 von 19:30 bis ca. 21:00 Uhr.
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Moderation: Markus Lund

Kurzer geschichtlicher Abriss

Die ersten urchristlichen Gemeinden entstanden direkt nach dem Tod von Jesus von Nazareth unter der Verbreitung der Botschaft Jesu durch die Apostel. Aus der Praxis der „brüderlichen Belehrung“ entwickelten sich erste Ämter in den örtlichen Gemeinden über die Erstgetauften bis hin zu den Vorstehern. Es bildeten sich nach und nach Strukturen und Hierarchien für den Dienst in den Gemeinden fürs gemeinsame Beten, die Gastfreundschaft und das Liebesmahl (Agape) sowie für die Verkündigung der Glaubenslehre, heraus.
Das Weihesakrament wird auf das im NT überlieferte Handeln Jesu zurückgeführt und als „Urheber der Ämter begriffen, hergeleitet von der Sendung der Apostel.

Obwohl Christus in seinen Predigten das gesamte Volk Israel in seine Nachfolge rief, wählte er zwölf Jünger aus, die ausgesandt wurden um zu Verkünden (Mk 3,13f.). Quasi, vom Heilgen Geist beseelt, Vollmacht erhielten an seiner statt zu handeln: „Wer euch hört, der hört mich.“ ( Lk 10,16). (Apg 1,8).

Besondere Bedeutung kommt dabei der Spendung der Sakramente zu, insbesondere der Feier der Eucharistie, die Jesus den Aposteln mit den Worten „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19) aufgetragen hat. Schon aus apostolischer Zeit ist als Zeichen für die Weitergabe dieser Berufung die Handauflegung überliefert, durch die die Verkündigung des Evangeliums und die Leitung der Gemeinden in Fortführung der priesterlichen Sendung übernommen wurde ( Apostolische Sukzession).

Das Presbyterat// Priester*weihe

Die Priesterweihe ermöglicht die Spendung der Sakramente (mit Ausnahme des Weihesakraments) und ist daher gleichzeitig Befähigung und Auftrag zum besonderen, sakramentalen und seelsorglichen Dienst in der Kirche.

„Die Priesterweihe wird nicht gespendet als Heilmittel für einen einzelnen Menschen, sondern für die ganze Kirche“ (Th.v.Aquin).

In der alt-katholischen Kirche kennt man die Weihen zum Diakonen-, Priester- und Bischofsamt; eine Zölibatsverpflichtung gibt es hierbei nicht. Die drei Formen der Ordination stellen keine Über- und Unterordnung, sondern einander ergänzende funktionale Aspekte ein und desselben Sakramentes dar.

Seit 1988 werden im deutschen Bistum Frauen zu Diakoninnen geweiht. 1994 beschloss die Bistumssynode die gleichberechtigte Zulassung von Männern und Frauen zu allen ordinierten Ämtern. Die Ordination durch die Bischöfin oder den Bischof zur Priesterin oder zum Priester setzt voraus, dass die oder der zu Ordinierende:

  • die von der Würde des kirchlichen Amtes und von den kirchlichen Ordnungen und Satzungen verlangten Eigenschaften besitzt,
  • die vorgeschriebenen Studien absolviert und die entsprechenden Prüfungen bestanden,
  • von den kirchlichen Ordnungen und Satzungen Kenntnis erlangt
  • und sie durch schriftliche Bestätigung anerkannt hat.

Zur Frauenordination: Aus dem NT (Gal 3,27f.)

Wörtlich übersetzt zur alten Tradition:

“Die ihr nämlich auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht männlich und weiblich. Ihr alle nämlich seid EINER in Christus Jesus.”

Die alte Tradition hält also fest, was die Taufe bei den Menschen, die sie empfangen, bewirkt: Sie haben Christus angezogen – gleichsam wie ein Gewand.
In bildhafter Sprache wird damit ausgedrückt: Die Getauften sind zu Christus selbst geworden, sie haben unterschiedslos in der Taufe seine Identität, die Identität des Sohnes Gottes geschenkt bekommen.

Es gibt für uns deshalb auch keinen Grund, warum Frauen kein geistliches Amt ausführen sollten.

Das Priestertum aller Gläubigen/ das Priestertum aller Getauften ist ein Begriff der christlichen Theologie mit unterschiedlichen Bedeutungsstufen. Vorrangig bedeutet dies aus evangelischer Sicht, dass alle Gläubigen eine unmittelbare und persönliche Beziehung zu Gott haben und dass das öffentliche Predigtamt (Pastor, Pfarrer) zwingend keiner Weihe bedarf.

In Freikirchen kann jeder Gläubige der Gemeinde die Aufgaben, die in anderen Kirchen der Pfarrer oder Priester ausübt, übernehmen. Allerdings gibt es auch hier in den meisten Fällen bestellte Prediger, Älteste, oder Missionare mit einer theologischer Ausbildung.

In der röm. -kath. Kirche wird seit 1964 ebenfalls ein gemeinsames Priestertum der Gläubigen benannt. Dieses allgemeines Priestertum der Getauften unterscheide sich aber vom hierarchischen Priestertum dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach und schließt die Existenz eines notwendigen und besonderen Priestertums nicht aus.

Fragen:

  • Welche Bedeutung hat für mich die Priester*Weihe heute noch?
  • Was verstehe ich selbst unter dem allgemeinen Priestertum aller Getauften/ Gläubigen?
  • Frauenordination, wie stehe ich selbst dazu – macht dies für mich einen Unterschied, ob ein Priester oder eine Priesterin die Eucharistiefeier leitet und Sakramente spendet?
  • Welche Erfahrungen habe ich selbst in der alt-katholischen Kirche gemacht, wenn es um die Weihen von Frauen ging?
  • Gibt es eine vorbehaltlose Gleichbehandlung von Frauen, auch wenn die überwiegende Anzahl der tätigen Pfarrer/Pastoren in der alt-katholischen Kirche selbst eine römisch-katholische Vergangenheit und Prägung mitbringen?

Infos/Text und Fragen wurden zusammengestellt von Markus Lund als Grundlage für einen regen Austausch am 09.07.2021 im eForum


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Wir freuen uns auf Sie/auf Euch!